Hallenbad aus Edelstahl – Badegenuss für Allergiker?

Hallenbad aus Edelstahl – Badegenuss für Allergiker?
Datum: 20.10.2014 | Kategorie: Verbraucherschutz
Nach einer missglückten Sanierung soll ein Hallenbad in Nordrhein-Westfalen mit einem Edelstahlbecken ausgestattet werden. Die Betreiber versprechen sich einen störungsfreien und wartungsarmen Badebetrieb, als problematisch könnte sich allerdings der unweigerlich steigende Nickelgehalt des Badewassers erweisen.

Nach einer kostspieligen aber mangelhaften Komplettsanierung im Jahr 2008 musste ein Hallenbad in Oberhundem, Nordrhein-Westfalen, aus Sicherheitsgründen bereits nach vier Jahren wieder geschlossen werden. Schuld waren sich lösende Fliesen, die aufgrund einer fehlerhaften Dichtungsmasse von der Beckenwand fielen. Nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten und einem mittlerweile auf über 400.000 Euro angestiegenen Sachschaden, entschieden sich die Verantwortlichen nun gegen eine erneute Neuverfliesung des Beckens. Stattdessen soll eine Wanne aus Edelstahl zukünftig störungsfreien Badegenuss garantieren. Die Betreiber berichten von durchweg positiven Erfahrungen in vergleichbaren Bädern – für die Gäste werde der Unterschied lediglich in der etwas dunkleren Beckenfarbe liegen, berichtet Paul Kleffmann, Vorsitzender des Trägervereins „Bad am Rothaarsteig“. Geplant ist die Wiedereröffnung für das Frühjahr 2015.

 

Edelstahlwanne bedingt nickelhaltiges Badewasser

Als problematisch, von den Verantwortlichen jedoch scheinbar ungeachtet, könnte sich allerdings der nicht unwesentliche Nickelanteil der geplanten Edelstahlverkleidung erweisen. Nickelionen werden kontinuierlich in das Wasser abgegeben und dieses so mit dem Allergen angereichert. Badegäste werden somit einer Ganzkörper-Nickelexposition ausgesetzt, die eine Sensibilisierung begünstigen und für allergische Reaktionen verantwortlich sein kann. Aus diesem Grund möchten wir an dieser Stelle einen Leserbrief unserer Allergieberaterin Roswitha Stracke veröffentlichen, der unlängst auch in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) publiziert wurde.

„Trägerverein Oberhundem setzt auf die sicherste Variante“ – Aber sicher für wen? Wie am 10.10.2014 zu lesen war, wird Oberhundem das Hallenbadbecken ganz in Edelstahl anfertigen lassen. Das mag ja weitere Schäden durch sich lösende Kacheln verhindern (und ist ganz „sicher“ kostensparend in Hinblick auf ständig zu erneuernde Verkleidungen), doch hat mal jemand daran gedacht, dass Edelstahl zu einem nicht geringen Anteil Nickel enthält? Selbst nichtrostender Edelstahl enthält noch ca. 8 Prozent Nickel. Nickelbasislegierungen, die u. a. in Meerwasseranlagen bestehen müssen, enthalten sogar zu zwei Drittel (75 %) Nickel. Dieses Schwermetall ist das stärkste und weltweit am stärksten verbreitete Allergen. Es löst sich langfristig u. a. durch Säuren und geht in das umschließende Wasser über. Da gechlorte Schwimmbäder eine hohe Korrosionsbeständigkeit haben müssen, gehe ich davon aus, dass der Nickelanteil im Gesamtmetall relativ hoch sein wird.
Was bedeutet das für den Schwimmbadbesucher? Anders als in einem medizinischen Bad (z. B. Reizstrombehandlungen, Sitzbad) wird das Wasser nicht nach jeder Nutzung ausgetauscht, Nickelionen können sich also anreichern. Nickelallergiker mit dem Wissen um Nickel in Edelstahl gehen dort sicher nicht hin. Doch Nickelallergien werden auch durch orale Aufnahme ausgelöst bzw. verstärkt, daneben ist Nickel ein wesentlicher Auslöser für Ekzeme. Und den einen oder anderen Tropfen Wasser schluckt doch jeder Schwimmer, vor allem Kinder. Sollte dann der Ernstfall – sprich allergische Reaktionen – eintreten, liegt die Beweislast beim Badebesucher, der Betreiber ist dann fein raus. Denn wer wird schon nachweisen können, dass er / sie nur dort Nickelkontakt hatte?

Sollten es die Verantwortlichen dennoch bei Ihrer Entscheidung für die Edelstahlvariante belassen, sollten Badegäste unbedingt über den erhöhten Nickelgehalt des Wassers informiert werden – denn insbesondere sensibilisierten Personen drohen bei entsprechender Exposition allergische Reaktionen wie z. B. Kontaktekzeme.