10 Jahre REACH: Zeigt die Nickelbeschränkung Wirkung?

10 Jahre REACH: Zeigt die Nickelbeschränkung Wirkung?
Datum: 31.12.2017 | Kategorie: Medizin Von: T.K.
Um der Verbreitung der Nickelallergie in Europa entgegenzuwirken, ist 2007 die sogenannte REACH-Verordnung in Kraft getreten. Ob die Schutzmaßnahmen greifen, haben nun dänische Wissenschaftler in Erfahrung gebracht und hierfür 46 Studien ausgewertet.

Die Europäische Chemikalienverordnung REACH (= Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) dient der Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von chemischen Stoffen wie Nickel und soll ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit sicherstellen. Hersteller, Importeure und Händler tragen hierbei die Verantwortung für die von ihnen produzierten und vertriebenen Produkte. Überschreitet etwa eine außerhalb der EU gefertigte Ware die zulässige Nickelfreisetzung, ist der Importeur voll haftbar, sofern er das Erzeugnis innerhalb der EU in den Verkehr bringt. Dies gilt auch dann, wenn nickelfreie Ware bestellt, aber nickelhaltige Produkte geliefert wurden.

Doch wie wirksam ist die REACH-Verordnung wirklich? Schützt sie die europäische Bevölkerung zuverlässig davor, eine Nickelallergie zu entwickeln? Eben dieser Frage gingen kürzlich dänische Wissenschaftler in einer Übersichtsarbeit nach. Das Team wertete hierfür 46 Studien aus, die zwischen 2005 und 2016 veröffentlicht wurden – darunter 10 Studien an der Gesamtbevölkerung sowie 36 Studien an Betroffenen, bei denen per Epikutantest ein allergisches Kontaktekzem nachgewiesen wurde. Insgesamt konnten Daten von 530.000 Menschen aus 17 verschiedenen Ländern zusammengetragen werden.

 

Nickelallergie: Rückgang und Nord-Süd-Gefälle

Das Ergebnis: 10 Jahre nach Inkrafttreten der REACH-Verordnung leiden in der Gesamtbevölkerung deutlich weniger Frauen zwischen 18 und 35 Jahren an einer Nickelallergie als zuvor (11,4 statt 19,8 %). Auch bei Betroffenen mit Kontaktekzem ist ein Rückgang der Allergiehäufigkeit zu verzeichnen – bei Mädchen bis 17 Jahren von 29,2 auf 14,3 Prozent sowie bei Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren von 26,6 auf 20,2 Prozent bei Frauen und von 6,6 auf 4,9 Prozent bei Männern. Auffällig ist zudem ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle: So leiden im Süden Europas deutlich mehr Menschen an einer Nickelallergie als in nordeuropäischen Ländern. Als mögliche Ursache legen die dänischen Forscher den Verdacht nahe, dass die Einhaltung der REACH-Verordnung in südlichen Ländern weniger stark kontrolliert wird.

Trotz Rückgang ist die Zahl der Nickelallergiker jedoch auch weiterhin hoch: 8 bis 18 Prozent der Gesamtbevölkerung leiden auch nach Einführung der Grenzwerte an allergischen Reaktionen. Ob die REACH-Verordnung in ihrer jetzigen Form ausreicht, um die Nickelallergie in Europa nachhaltig einzudämmen, darf somit bezweifelt werden. Die dänischen Wissenschaftler befürworten daher eine Ausweitung der aktuellen EU-Richtlinien.

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