Patienten-Ratgeber
Selbstdiagnose bei Lebensmittelunverträglichkeiten
Interview mit Dr. med. Sigrid Steeb, Fachärztin für Innere Medizin, Laboratoriumsmedizin, Geriatrie, Ernährungsmedizin und Naturheilverfahren.
Datum: 02.02.2014 | Kategorie: Interviews
Von: T.K.
Allergie, Intoleranz oder Vergiftung – die Ursachen für krankhafte Reaktionen auf Lebensmittel können vielfältig sein. Eine eindeutige Diagnose gestaltet sich umso schwieriger, da sich die Symptome der verschiedenen Krankheitsbilder häufig sehr ähneln. Für eine zielführende Therapie ist eine zutreffende Diagnose jedoch unabdingbar. Anhand eines neu entwickelten Testverfahrens können sich Betroffene nun zuverlässig selbst diagnostizieren. nickelfrei.de führte hierzu ein informatives Gespräch mit Ernährungsmedizinerin Dr. Sigrid Steeb, Autorin des Ratgebers „Lebensmittelunverträglichkeiten – So testen Sie sich selbst“.
nickelfrei.de: Lebensmittelunverträglichkeiten sind weit verbreitet – bis zu 40 Prozent der deutschen Bevölkerung sollen Schätzungen zufolge betroffen sein. Dennoch werden diese häufig gar nicht erst diagnostiziert. Welche Ursachen sind hierfür verantwortlich? Dr. Steeb: Viele Ärzte sind für Lebensmittelunverträglichkeiten nicht sensibilisiert, manche belächeln und ignorieren sie auch und kümmern sich lieber um Herzinfarkt, Schlaganfall oder Operationen. Jedoch: Wer sucht, der findet. Und: Die von einer Lebensmittelunverträglichkeit betroffenen Patienten sind ihrem Arzt sehr dankbar, wenn er ihnen zur richtigen Diagnose und damit zur Hoffnung auf Linderung verhilft.
nickelfrei.de: Welche Problematik birgt eine solche Unterdiagnostik? Dr. Steeb: Eine Lebensmittelunverträglichkeit kann den kranken Menschen mit Symptomen belasten, ihn in seinen Alltagsaktivitäten einschränken und von daher mit erheblichem Leidensdruck einhergehen. Stellen Sie sich vor, Sie leiden unter chronischem Durchfall und trauen sich nicht mehr außer Haus, Sie schränken Ihre Sozialkontakte ein oder Sie fürchten um Ihren Arbeitsplatz. Oft werden auch die falschen Lebensmittel als Ursache für Beschwerden angeschuldigt, woraus völlig unnötige Diäten resultieren, die wiederum auch die Familie belasten. Jede Unterdiagnostik bezüglich Lebensmittelunverträglichkeiten birgt auch das Risiko einer Überdiagnostik an anderer Stelle, z. B. mit Computertomographie oder Bauchspiegelung. Bei bestimmten chronischen Symptomen sollte deshalb der Ausschluss einer Lebensmittelunverträglichkeit an erster Stelle stehen!
nickelfrei.de: In Ihrem Ratgeber „Lebensmittelunverträglichkeiten – So testen Sie sich selbst“ ermöglichen Sie es, sich anhand eines Testpfades zuverlässig selbst zu diagnostizieren. Bitte beschreiben Sie unseren Leserinnen und Lesern einmal dieses neu entwickelte Prinzip der Selbstdiagnose. Dr. Steeb: Zu Beginn erläutert der Testpfad, welche Menschen sich nicht selbst testen dürfen (z. B. akut Kranke, Gebrechliche, Schwangere, Stillende, Kinder). Bei erlaubter Teilnahme folgen die Steebschen Stärketage, an denen man sich mit stärkehaltigen Kartoffeln und Reis sattessen darf, aber Laktose, Fruktose, Sorbit, Gluten, Histamin und die häufigsten Allergene einschränkt bzw. meidet. Die Stärkerezepte (z. B. mit Bratkartoffeln, Pommes frites, Risotto, Reispfanne, Salaten, Suppen) habe ich in meinem „Küchenlabor“ selbst entwickelt, um von der Monotonie der üblichen eintönigen Kartoffel-Reis-Diät wegzukommen.
nickelfrei.de: Der diagnostische Teil Ihres Ratgebers wird durch eine abwechslungsreiche Rezeptsammlung ergänzt. Wie setzt sich diese zusammen und sind die aufgeführten Rezepte bei allen Lebensmittelallergien und -intoleranzen geeignet? Dr. Steeb: Die Rezepte habe ich speziell für die häufigsten Intoleranzen entwickelt (Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption, Histaminintoleranz). Deshalb sind sie für andere Lebensmittelintoleranzen nicht automatisch geeignet. Im Falle einer Lebensmittelallergie wäre es sogar gefährlich, von einer Verträglichkeit auszugehen. Im Buch wird darauf hingewiesen, dass eine Lebensmittelallergie nur von einem Facharzt festgestellt werden kann und dass das auslösende Allergen (z. B. Ei, Fisch, Nuss etc.) dann konsequent gemieden werden muss.
nickelfrei.de: Welche Resonanz erhalten Sie von Ihrer Leserschaft? Dr. Steeb: Die Leser berichten von langjährigen Symptomen und Einschränkungen, immer wieder formulieren sie „eine Odyssee hinter sich zu haben“. Sie wenden sich dem Ratgeber mit viel Hoffnung zu. Gelingt es ihnen, sich mit Geduld und etwas Muße auf den Testpfad einzulassen, so gelingt es ihnen oft, „ihre“ Lebensmittelunverträglichkeit aufzuspüren.
nickelfrei.de: Neben der weit verbreiteten Kontaktsensibilisierung leiden Nickelallergiker häufig auch an einer Unverträglichkeit nickelhaltiger Lebensmittel. Für Betroffene ist nicht allein der Nickelgehalt der Zutaten entscheidend, auch die Wahl des Kochgeschirrs gilt es zu beachten. Wie schätzen Sie die Problematik der nickelbedingten Lebensmittelallergie ein? Dr. Steeb: Die Nickelallergie gilt als häufigste Kontaktallergie. Wenn bei bekannter Nickelallergie ein Ekzem auch ohne äußerlichen Nickelkontakt auftritt, könnte eine Unverträglichkeit nickelhaltiger Lebensmittel vorliegen. In diesem Fall würde ich eine Eliminationsdiät und das Meiden metallhaltigen Geschirrs für die Dauer von 1 bis 2 Monaten empfehlen. Die Eliminationsdiät könnte mit Stärketagen, wie sie im Buch beschrieben sind, eingeleitet werden. Verwenden Sie die Rezepte hierzu ohne Vollkornreis (wo möglich, ersetzen Sie ihn durch geschälten Reis) und ohne Petersilie. Schälen Sie die Kartoffeln großzügig und meiden Sie Pellkartoffeln.
nickelfrei.de: Treten krankhafte Reaktionen auf, wird die Recherche im Internet einem Arztbesuch immer häufiger vorgezogen. Doch abseits seriöser Gesundheitsangebote lauern im Netz auch zahlreiche medizinische Fehlinformationen. Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang Bedarf und Nutzen zertifizierter Gesundheitsportale wie nickelfrei.de? Dr. Steeb: Der Bedarf an Informationen ist sehr groß. Für den medizinischen Laien kann es jedoch schwierig sein, die Informationen zu gewichten und einzuordnen. Auch Chats und Blogs irritieren oft mehr als dass sie nützen. Bei meinen Recherchen bin ich auf inhaltlich hervorragende Internetseiten gestoßen, zu denen auch nickelfrei.de gehört. Diese werden übrigens auch in meinem Buch genannt. Betonen möchte ich, dass man sich im Internet zwar informieren, jedoch nicht ärztlich behandeln lassen kann. Ein Arztbesuch gehört also immer dazu.
Den Gesundheitsratgeber „Lebensmittelunverträglichkeiten – So testen Sie sich selbst“ erhalten Sie direkt über den Verlag, online oder im stationären Buchhandel. Auch eine E-Book-Version ist verfügbar. |
Über Nickelfrei.de
Fachärztin für Innere Medizin, Laboratoriumsmedizin, Geriatrie, Ernährungsmedizin und Naturheilverfahren
"Der Bedarf an Informationen ist sehr groß. Für medizinische Laien kann es jedoch schwierig sein, diese zu gewichten und einzuordnen. Bei meinen Recherchen bin ich auf inhaltlich hervorragende Internetseiten gestoßen, zu denen auch nickelfrei.de gehört." Neueste Beiträge im Forum
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