Ratgeber für eine nickelreduzierte Ernährung
Interview mit der Autorin Roswitha Stracke
Datum: 20.12.2011 | Kategorie: Interviews
Von: T.K.
Über 9 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Nickelallergie. Diese kann nicht nur in Folge direkten Hautkontakts auftreten – auch der Verzehr nickelhaltiger Kost kann allergische Reaktionen auslösen. Eine Ernährungsumstellung ist in diesem Fall oftmals unumgänglich. Wie diese erfolgen kann sowie zahlreiche Rezepte für die Zubereitung nickelreduzierter Mahlzeiten finden sich in dem Buch „Nickelallergie – Ratgeber bei Kontakt- und Lebensmittelallergie”“ der Allergieberaterin Roswitha Stracke. Nickelfrei.de führte kürzlich ein Interview mit der Autorin.
Nickelfrei.de: Frau Stracke, ihr Angebot als Allergieberaterin umfasst sowohl fachspezifische Vorträge wie auch entsprechende Kurse und Schulungen. Welche Erfahrungen haben Sie im Umgang mit den Betroffenen gemacht? Stracke: Im Gespräch mit Betroffenen zeigen sich immer wieder Gemeinsamkeiten, z. B. wie oder wodurch die Nickelallergie ausgelöst wurde oder welche wertvollen bis nutzlosen Ratschläge man erhält. Aber jeder geht auch anders mit seiner Allergie um – was den einen zur Verzweiflung treibt, nimmt der andere als Chance wahr, alte Gewohnheiten umzukrempeln. So bietet eine Karenz die Möglichkeit, sich auf eine Linderung der Beschwerden zu konzentrieren, z. B. eine Ernährungsumstellung. Grundsätzlich sind Betroffene an allen erreichbaren Informationen interessiert, nur selten beharrt jemand z. B. auf eine nickelreiche Ernährung, weil er den Verzicht als Eingriff in seine Selbstbestimmung empfindet.
Nickelfrei.de: Über 11 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an allergischen Reaktionen auf Nickelkontakt. Welchen Stellenwert nimmt die Nickelallergie in Ihrer Arbeit ein? Stracke: Etwa ein Drittel meiner Beratungen dreht sich um die Nickelallergie, ebenso viele behandeln die Kombination Nickel und Neurodermitis. Auffällig ist, dass deutlich mehr Frauen als Männer eine Beratung in Anspruch nehmen, aber auch Kinder sind betroffen. Männer handeln erfahrungsgemäß erst, wenn die Beschwerden so gravierend sind, dass es zu krankheitsbedingten Fehltagen kommt.
Nickelfrei.de: Gibt es Unterschiede was Anliegen und Probleme männlicher und weiblicher Nickelallergiker betrifft? Stracke: Der Beratungsbedarf ist sehr unterschiedlich und betrifft alle erdenklichen Bereiche. Dies liegt vor allem an den verschiedenen Expositionsgewohnheiten von Mann und Frau, weniger an geschlechtsspezifischen Merkmalen. Frauen sind sehr an Ernährungsvorschlägen interessiert, ebenso häufig werden Schmuck (z. B. Eheringe) und medizinische Dinge (Prothesen, Spirale, Zahnmedizin) angesprochen. Bei Männern überwiegt das Interesse an beruflichen Karenzmöglichkeiten (nickelarme Drucker, Kopierer etc., Anerkennung als Berufskrankheit usw.) oder für Musiker geeignete Materialien. Beim Thema Ernährungsumstellung werden die Ehefrauen mit eingebunden – Männer schalten hier schnell ab. Seltener werden Fragen bzgl. künstlicher Gelenke, Zahnersatz oder Problemen bei Narkose oder Infusionen angesprochen.
Nickelfrei.de: In Ihrem Buch „Nickelallergie – Ratgeber bei Kontakt- und Lebensmittelallergie”“ legen Sie den inhaltlichen Schwerpunkt auf eine Unverträglichkeit nickelhaltiger Lebensmittel. Erläutern Sie dies doch bitte einmal! Stracke: Den Schwerpunkt auf nickelreduzierte Ernährung zu legen, war so zunächst gar nicht vorgesehen. Der alltägliche Umgang mit der Nickelallergie erwies sich jedoch als wesentlich umfangreicher als der berufsbedingte Kontakt. Im Beruf liegt meist eine Kontaktallergie vor – diese ist für jeden sichtbar, was den Druck vom Betroffenen nimmt, sich ständig rechtfertigen zu müssen. Der Verdacht auf eine Unverträglichkeit nickelreicher Lebensmittel kann dagegen erst durch einen Arzt oder eine fachlich versierte Person diagnostiziert werden. In mühevoller Kleinarbeit muss festgestellt werden, worauf und ab welcher Menge eine allergische Reaktion stattfindet, was ein Symptom und was Einbildung ist und was in Kombination womöglich verstärkend wirkt. Schließlich entwickelte ich die Intention, den Schwerpunkt meines Buches auf die Ernährung zu verlagern, um so auf die Vielfältigkeit und hohen Konzentrationen von Nickel im täglichen Leben hinzuweisen. Eine Kombination aus Kontaktallergie und entsprechender Lebensmittelunverträglichkeit ist nicht zwangsläufig gegeben, sollte jedoch in Betracht gezogen werden – nur selten liegt eine Variante allein vor.
Nickelfrei.de: Wie bewerten Sie Bedarf und Nutzen medizinischer Informationsportale wie Nickelfrei.de? Stracke: Medizinische Informationsportale wie Nickelfrei.de sind für Betroffene von hohem Wert. Bedarf und Nutzen ergänzen sich hier gegenseitig – je intensiver der Dialog, desto gezielter und umfangreicher die Information. Nickelallergiker finden hier geballte Informationen zu einem sehr vielfältigen Problem, sind immer auf dem aktuellen Stand der medizinischen Entwicklung und können sich mit anderen Betroffenen austauschen. In der örtlichen Selbsthilfegruppe ist dies in diesem Umfang nicht möglich.
Das Interview wurde geführt von Tobias Kemper. |
Über Nickelfrei.de
Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e. V.
Ärzte können dem Informationsbedarf ihrer Patienten aus zeitlichen Gründen nicht immer gerecht werden. Seriöse und fachkompetente Gesundheitsportale wie Nickelfrei.de sind daher eine wertvolle Ergänzung zur ärztlichen Behandlung. Neueste Beiträge im Forum
Aus dem Archiv
|