Nickel in Lebensmitteln – was steckt drin?
Ein umfassender Überblick über den Nickelgehalt von Lebensmitteln
Datum: 20.11.2012 | Kategorie: Lebensmittelallergie
Von: R.Stracke
Neben der eigentlichen Kontaktsensibilisierung ist auch die Unverträglichkeit nickelhaltiger Lebensmittel weit verbreitet. So findet sich Nickel sowohl in Fisch, Fleisch und Gemüse wie auch in Obst, Getreide und Getränken. Doch was ist erlaubt und was sollte gemieden werden? Allergieberaterin Roswitha Stracke gibt Ihnen nachfolgend einen Überblick.
Wie bereits in meinen Ausführungen zur Unverträglichkeit nickelhaltiger Nahrungsmittel beschrieben, verbirgt sich Nickel in vielen Gegenständen des täglichen Gebrauch, aber auch und vor allem in Lebensmitteln – besonders den sogenannten "gesunden" Lebensmitteln. Um Ihnen die Karenz bzw. die Umstellung auf eine nickelarme Ernährungsweise leichter zu machen, werde ich nachfolgend eine Aufstellung der diversen Nickelgehaltwerte nach Lebensmittelgruppen geben.
Nickelgehalt von Lebensmitteln Sicher haben Sie bereits festgestellt, dass verschiedene Auflistungen mit dem angeblichen Nickelgehalt diverser Lebensmittel im Netz kursieren. Manchmal ist nicht nachvollziehbar, wie solche Werte zustande gekommen sind. Oft weichen Werte sehr stark voneinander ab. So sind Rotkohl oder Banane – trotz niedrigem Nickelgehalt – laut diverser Listen verboten, andere bewerten den Verzehr als bedenkenlos. Oft wird von Wirsing oder generell Kohlarten abgeraten, aber dem widersprechen die niedrigen Nickelwerte. Dosenobst- oder Gemüse sollten möglichst nicht verzehrt werden, aber manchmal ist der Nickelwert der Dosenfrüchte niedriger als der einer frischen Frucht. Esoterische Gruppen empfehlen Buchweizen oder Hirse als Antwort auf alle Allergieprobleme, aber die haben horrende Nickelwerte. Je fettreicher ein Lebensmittel, desto höher der Nickelgehalt. Bei Lachs empfiehlt es sich daher, die dunkle Fettschicht zu entfernen. Viele Nickelallergiker reagieren auf Süßkirsche und Mais empfindlich, obwohl aufgrund der Nickelwerte ein Verzicht eigentlich nicht nötig wäre. Ist überhaupt alles streng verboten oder kommt es nicht doch auf die Verzehrmenge und die -häufigkeit an? Ich persönlich orientiere mich an den Normwerten der sogenannten Nickelrechercheliste der Autoren Souci, Fachmann, Kraut (Nickelfrei.de stellte das Tabellenwerk unlängst vor, nähere Informationen finden Sie hier). Diese gelten als Standard und decken sich übrigens weitgehend mit der Nickelliste der Großen GU-Nährwert-Kalorien-Tabelle, wobei die Souci-Liste jedoch wesentlich umfassender ist. Souci und Kollegen haben sich die Mühe gemacht, auf lokale und regionale Besonderheiten einzugehen und deshalb die Werte von "niedrig" bis "stark nickelhaltig" angegeben, Richtwert ist der sogenannte Mittelwert. Diesen Wert werde ich nennen, da er einen im Alltag praktikablen Durchschnitt darstellt.
Bodenbeschaffenheit und Pflanzenart Der Mittelwert errechnet sich je nach Bodenbeschaffenheit. Ton- und Lehmböden besitzen wegen der stärkeren Bindungskraft der Teilchen eine höhere Nickelkonzentration als beispielsweise Kalk- oder Sandböden. Verwitterung, Bodenumwälzung und Verlehmung führen zu einer Ab- oder Anreicherung von Schwermetallen in den einzelnen Bodenschichten. Düngen (auch mit nickelhaltigen Düngemitteln) und chemischer Pflanzenschutz, aber auch äußere Einflüsse wie Verbrennung von Kohle und Erdöl, Autoverkehr, Industrieschlamm, Abgase an Tankstellen, Niederschläge sowie Klär- und Hafenschlamm führen zu erhöhten Metallkonzentrationen im Ackerboden. Erhöhte Werte wurden z. B. auch in Drainagewasser aus gedüngten und mit Fungiziden behandelten Böden gemessen, vor allem nach starken Regenfällen. So gelangen Nickelkonzentrationen an die Wurzeln der Pflanzen und werden von diesen aufgenommen. Stark verwurzelte Gemüse haben höhere Werte als Gemüse mit kurzen flachen Wurzeln. Besondere Vorsicht auch bei Gemüse aus Gärten in der Nähe von Tankstellen oder viel befahrenen Straßen, vereinzelt kann das Biogemüse aus dem eigenen Garten höhere Werte aufweisen als das konventionelle Gemüse aus dem Supermarkt. Tipp: Genauere Nickelwerte einzelner Bodenbeschaffenheiten können Sie auch über das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) in Erfahrung bringen. Wer darüber hinaus Fragen zu den regionalen Nickelhöchstwerten einzelner Lebensmittel hat, kann diesbezüglich gerne mit unserer Redaktion in Verbindung treten (kontakt(at)nickelfrei.de). Neben den Bodeneigenschaften bestimmt auch die Pflanzenart den Nickelgehalt. So weisen Leguminosen (zweikeimblättrig, z. B. Bohnen) in der Regel höhere Nickelwerte auf als einkeimblättrige Pflanzen (z. B. Ölpflanzen). Nickel wird primär in Samen den gespeichert, weniger in den Pflanzenteilen.
Ernährung bei Nickelallergie Eine allgemeingültige Ernährungsempfehlung bei Nickelallergie gibt es nicht, hat doch jeder Mensch individuelle Essgewohnheiten. Eine Ernährungsumstellung muss sich also an den tatsächlichen Essgewohnheiten orientieren und gleichwertige Alternativen bieten. Anhand der Nickelwerte kann lediglich aufgezeigt werden, welche Lebensmittel besser gemieden werden sollten. Sollten Sie weiterführende und ausführlichere Informationen (Ernährungsberatung etc.) wünschen, können Sie mich gerne persönlich kontaktieren, um einen Termin zu vereinbaren (nähere Informationen finden Sie auf www.allergieberatung-stracke.de). Eine Nickelkarenz muss immer mindestens 3 Monate strikt durchgeführt werden, jede andere Empfehlung wäre fatal, denn Nickel löst sich nur sehr schwer wieder aus dem Körper. Deshalb ist entgegen anderer Karenzzeiten eine längere Phase des strikten Verzichts notwendig, um eine tatsächliche Besserung beobachten zu können. Hilfreich ist eine möglichst geringe Nickelbelastung durch Gebrauchsgegenstände (Haushaltsgeräte aus Glas, Ton, Emaille, Aluminium usw., Berufsutensilien wie nickelarme Toner etc.), aber auch das Führen eines Ernährungstagebuchs, um eventuellen "Sünden" besser auf die Spur kommen zu können. Noch ein Tipp: Kaufen Sie nicht wahllos als nickelarm oder nickelfrei angepriesene teure Töpfe, Pfannen oder ähnliches – es gibt meist auch preisgünstige Alternativen. Eine nickelarme Diät oder Ernährungsweise führt nie zu einem Mangel, denn Nickel wird nur in Spuren vom Körper benötigt. Die (vermutlich) benötigte Menge von ca. 25 µg / Tag liefern auch nickelarme Lebensmittel, deshalb muss auch kein (real nicht existierender) Mangel behoben werden. Häufig wird empfohlen, Schokolade (Kakao schlägt mit bis zu 1232 µg zu Buche) nur stückweise zu verzehren. Doch es ist denkbar schwierig, lediglich ein Stück pro Tag oder woche zu essen. Daher sollte zunächst gänzlich verzichtet werden – sei es auch nur, um die horrenden Nickelwerte im Körper zu senken – bevor man sich auf Experimente einlässt. Wer Milch verträgt, kann z. B. auf weiße Schokolade umsteigen oder statt Nüssen (150 µg) lieber Kürbiskerne knabbern (ca. 14 µg, gehört zur Familie der Beerenfrüchte). Eine Scheibe Vollkornbrot mit 16 bis 17 µg Nickel wäre noch akzeptabel, aber 4 bis 5 Scheiben pro Tag? Grundsätzlich gilt: Alles von 0 bis 10 µg / 100 g dürfen Sie unbedenklich essen, 11 bis 20 µg möglichst in Maßen und nicht täglich, 21 bis 50 µg nur selten, alles über 50 µg (erst recht alles über 100 µg) sollte dagegen gemieden oder nur in seltenen Ausnahmefällen verzehrt und danach mit ein paar streng nickelarmen Tagen ausgeglichen werden. Tipp: In der Rubrik "Roswitha's Rezepte für eine nickelreduzierte Ernährung" finden Sie monatlich neue Rezepte für die nickelarme Zubereitung von süßen und herzhaften Speisen. Sollten Sie auf der Suche nach einem speziellen Rezept oder einer nickelarmen Variante Ihres Leibgerichts sein, können Sie Ihren Rezeptwunsch auch gerne unter rezept(at)nickelfrei.de einreichen.
Nachfolgend finden Sie einen umfassenden Überblick über den Nickelgehalt aller gängigen Lebensmittel, unterteil in die einzelnen Lebensmittelgruppen.
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Über Nickelfrei.de
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e. V.
„Nickelfrei.de ist eine seriöse Informations- quelle, die Betroffenen kompetente Entscheid- ungshilfen bietet und sich zudem mit wichtigen Aspekten der Gesund- heitspolitik auseinander- setzt.”“ Neueste Beiträge im Forum
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